Praxiswert

Der Wert einer Praxis ist schwer zu ermitteln. Ein 60-jähriger Arzt, der in langen Jahren eine Arztpraxis aufgebaut hat wird ihn als höher empfinden als sein junger Nachfolger, der z. B. die Notwendigkeit sieht, die gesamte Praxis komplett umzugestalten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Marktpreis einer Praxis nicht durch eine Art Ausschreibung ermitteln lässt. Der Nachfolger wird in der Regel von dem Veräußerer und ggf. seinen Partnern ausgesucht. Hierbei ist die Höhe des Kaufpreises nur ein Faktor. Andere Faktoren sind die Zahlungsmodalitäten, die Sicherheiten, die Möglichkeiten für den Senior, weiter tätig sein zu dürfen (z. B. im Bereich der Privatpatienten) und vor allem im Bereich der Gemeinschaftspraxen der Qualitätsanspruch. Gleichwohl sollen nachfolgend die bekanntesten Wertermittlungsmethoden kurz dargestellt werden:

1. Ärztekammer-Methode

Die Ärztekammer-Methode hat als einen Faktor den materiellen Praxiswert. Hierbei handelt es sich um den Zeitwert aller materiellen Vermögensgegenstände. Als zweiter Faktor wird der immaterielle Praxiswert auf Basis des Umsatzes der letzten drei Jahre herangezogen. Bei der modifizierten Ärztekammermethode wird der Umsatz des letzten Jahres hierbei mit dem Faktor 3, der Umsatz des vorletzten Jahres mit dem Faktor 2 und der Umsatz des drittletzten Jahres mit dem Faktor 1 bewertet. Das Ergebnis wird zunächst durch 6 geteilt. Von dem hiernach errechneten durchschnittlichen Bruttojahresumsatz wird ein Oberarztgehalt abgezogen und das Ergebnis anschließend durch drei geteilt. Dies ist dann der ideelle Wert der Praxis. Die Summe von dem materiellen und dem ideellen Wert der Praxis ist der Praxiswert.

Schwachpunkt dieser Methode ist, dass ein hoher Umsatz nicht bedeutet, dass auch ein hoher Gewinn erwirtschaftet werden kann. Eine Praxis mit hohen Umsätzen, hohen Kosten und niedrigen Gewinnen würde also besser bewertet als eine Praxis mit niedrigen Umsätzen, aber hohen Gewinnen. Vorteil der Ärztekammer-Methode ist die einfache Ermittlung des Wertes der Praxis.

2. Ertragswertmethode

Bei der Ertragswertmethode werden die Gewinne der Praxis auf die Zukunft abgezinst. Der Substanzwert wird als solcher nicht ermittelt. Die Methode ist relativ kompliziert und daher nur unter Zuhilfenahme eines Gutachters durchführbar. Andererseits ist sie die von den Betriebswirten angesehenste Methode.

3. Kombinationsmethode

Die Kombinationsmethode ist eine vereinfachte und daher praktikablere Ertragswertmethode. Der Substanzwert wird hierbei ergänzt durch die Prognose der zukünftigen Gewinne. Die gängigste Kombinationsmethode ist die Methode der Übergewinnverrentung (UEC-Methode). Diese Methode führt meistens zu einem höheren Praxiswert als die Ärztekammermethode.

Im Ergebnis lässt sich nur raten, einen Gutachter mit der Bewertung der Praxis zu beauftragen. Werden einzelne Methoden gewählt, so ist meist der eine oder andere der Beteiligten im Vorteil (bei der Ärztekammer-Methode der Käufer und bei der UEC-Methode der Verkäufer).

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